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Von Lovestories und Zeremonien: Die Rolle freier TraurednerInnen 

Welche Aufgaben haben freie TraurednerInnen? Christian Fischer – freier Trauredner, Moderator und Speaker – nimmt euch mit auf die emotionale Reise durch seinen Job. Hier bekommt ihr exklusive Einblicke hinter die Kulissen und wertvolle Tipps für eure eigenen Zeremonie.

Interview mit Trauredner Christian Fischer

 

Warum bist du freier Trauredner geworden?

„Es ist die schönste Dienstleistung von allen! Ich lerne das Paar und die Lovestory auf eine sehr intensive, emotionale Art kennen. Am großen Tag selbst haben sich alle in Schale geworfen, es liegt Liebe in der Luft und ich darf diesen besonderen Meilenstein mit der Trauzeremonie einleiten. Man wird ein Teil der Liebesgeschichte des Paares. Als Dienstleister zu starten und als Teil der Story zu enden ist einfach wunderschön.“

Wie finden Paare den richtigen Trauredner oder die richtige Traurednerin?

„Verlasst euch dabei auf euer Bauchgefühl. Das gilt natürlich beidseitig. Im persönlichen Gespräch solltet ihr herausfinden, ob der Trauredner oder die Traurednerin eure Vorstellungen verwirklichen kann, authentisch und so emotional, wie ihr es möchtet. Wenn sich das Paar zu 100 % öffnen kann, wird es magisch! Das ist das Wichtigste. Gleichzeitig muss sich auch der Trauredner, die Traurednerin überlegen, ob die Wünsche des Hochzeitspaars umsetzbar sind. Für das Gespräch ist es wichtig, eure Vorstellungen für den großen Tag klar zu kommunizieren.“

Wie sollten sich Paare vorbereiten?

Ein kurzer Ablaufplan für die Trauung mit den für euch wichtigsten Punkten ist eine super Idee. Trotzdem sollte das Gespräch vor allem echt und spontan sein. Nur so kann man sich gegenseitig ungefiltert kennenlernen und den einzigartigen Vibe der Beziehung einfangen. Wir machen nicht irgendwas als RednerInnen da vorne, jedes Wort muss passen.“

Wie läuft ein Kennenlerngespräch ab?

„Das handhabt jeder Trauredner und jede Traurednerin etwas anders. Selbstverständlich steht die Geschichte der Verlobten immer im Fokus. Die meisten Paare buchen circa ein Jahr im Voraus, genug Zeit also, um sich kennenzulernen. Bei mir bekommt das Hochzeitspaar zwei Fragebögen.  Einen Orga-Bogen und einen persönlichen Fragebogen. Diesen füllen die beiden separat voneinander aus. Beide können so noch einmal ihre Beziehung durchleben und sich in bestimmte Situationen zurückversetzen.“

Warum ist das wichtig?

„Das sorgt für emotional geladene Geschichten. Ich spreche auch mit den Menschen, die in den Geschichten vorkommen und eingebunden sind. So kann ich die Geschichten zwischen der Story einfangen. Das macht es persönlich und emotional. Es geht um die kleinen Details eurer Beziehung, Alltägliches, das euch als Paar ausmacht und eure Geschichte prägt.“

Wo sind die Grenzen eines freien Trauredners oder einer freien Traurednerin?

„Eine freie Zeremonie ist nicht rechtlich bindend. Außerdem dürfen freie TraurednerInnen euch nicht in der katholischen Kirche trauen, in anderen Religionen ist das nach Absprache aber möglich. Was wir aber können: zeremonielle Punkte auf individuelle Weise einbauen. Rituale geben der Zeremonie einen persönlichen Touch. Stellt euch vorher die Frage, was das Ritual oder der Brauch für eine Bedeutung für eure Beziehung hat.“

Wie bereiten sich TraurednerInnen auf eine Hochzeit vor?

„Für mich geht es schon vor dem Hochzeitstag los. Ich telefoniere mit den gebuchten DienstleisterInnen, um wichtige Programmpunkte durchzugehen und bestmöglich für das Paar zu planen. Bei dem Kuss ziehe ich mich beispielsweise zurück, um freie Sicht für Fotos und Videos zu schaffen. Das funktioniert am besten, wenn wir DienstleisterInnen uns vorher abstimmen.“

Wie reagiert man auf Verzögerungen?

„Auf die Situation reagieren und das Beste daraus machen. Es geht darum, die Situation gekonnt zu entschärfen und den Fokus wieder auf das Hochzeitspaar zu lenken. In solchen Momenten ist Spontanität und eine gute Kommunikation zwischen Hochzeitspaar und DienstleisterInnen gefragt. Am Tag selbst gibt es immer Dinge, die nicht funktionieren werden, das macht jede Trauung individuell.“

Was war die emotionalste Trauung, die du begleiten durftest?

„Da gab es zwei Trauungen, die mich emotional sehr berührt haben. Ich habe mal ein Paar getraut, beide waren verwitwet, beide haben ihre Partner an Krebs verloren. Die Fotos der Verstorbenen standen im Hintergrund, um auch sie an der Zeremonie teilhaben zu lassen. Sie hat ihren Ring aus vorheriger Ehe noch getragen, diesen dann beim Ringtausch an die andere Hand gewechselt und den neuen Ehering angesteckt.“

Und die zweite Trauung?

„Bei diesem Paar brachte die Braut ein Kind mit in die Beziehung und er ist vollkommen in der Vaterrolle aufgegangen. Während der Zeremonie kamen vier Kinder im Alter zwischen sieben und 14 Jahren nach vorn und erzählten, was Vaterschaft und auch einen Vater zu haben für sie bedeutet. Dieser Moment war unvergesslich und voller Wertschätzung ihm gegenüber.“

Unser Experte

x Christian Fischer

x Trauredner und Hochzeitsmoderator

x Website: www.traufischer.com

Instagram: @traufischer

 

Christians Tipps für den Ablauf der Trauung

Damit eure Trauung genau so wird, wir ihr euch diesen Moment vorstellt, verrät euch Trauredner Christian Fischer Tipps und Tricks für den Ablauf eurer freien Zeremonie.

  1. Vorstellrunde: Erzählt zu Beginn etwas über die anwesenden DienstleisterInnen und den Ablauf. So können sich eure Hochzeitsgäste komplett auf die Situation einlassen und Vertrauen zu den DienstleisterInnen aufbauen, zum Beispiel wenn ihr eine Unplugged Wedding plant. Namen schaffen Vertrauen!
  2. Setting: Zwischen euch und eurem Trauredner oder eurer Traurednerin sollten keine Notenständer, große Notizzettel oder ähnliches stehen. Das schafft Barrieren. Die Gäste sollen ungestört die Emotionen des Paares/Redners/Rednerin einfangen können.
  3. Musik: Live-Musik ist immer toll und untermalt die Situation perfekt. Drei Songs sind Standard: der Einzug mit einem eher ruhigen, romantischen Song, Ringtausch und Kuss mit einem Song, der für euch als Paar Bedeutung hat und der Auszug, bei dem das Lied auf die folgende Party einstimmen soll.
  4. Persönliche Worte: Bindet eure Liebsten mit in die Trauung ein, indem sie entweder selbst nach vorn kommen und ein paar Worte an euch richten oder im Vorfeld mit dem Trauredner oder der Traurednerin sprechen.
  5. Perspektivenwechsel: Normalerweise sitzt das Paar während der Zeremonie. Bei besonderen Programmpunkten wie dem Kuss steht ihr auf und stellt auch mittig vor eure Gäste. So bekommen nicht nur eure Liebsten, sondern auch ihr eine andere Perspektive auf diesen wundervollen Moment.
  6. Eheversprechen: Beim Eheverspreche sollte sich der oder die TraurednerIn zurückziehen, dieser Augenblick gehört nur euch. Mit akustischer Live- Musik nehmt ihr die Nervosität aus kleinen Pausen. Das Eheversprechen ist ein sehr emotionaler Moment, da braucht es manchmal einen kleinen Augenblick, um sich zu sammeln.
  7. Kuss: Euer Kuss ist der Höhepunkt der Trauung mit einer romantisch-verliebten Atmosphäre, die mit dem Auszug zur Party übergeht. Hier kann der oder die MusikerIn musikalisch einsteigen, um euch und die Gästelangsam auf die Party einzustimmen.
  8. Auszug: Auch der Auszug gehört mit zur Trauung. Der Trauredner oder die Traurednerin kann die Gäste animieren, für das Paar Lärm zu machen oder ihr geht mit dem neusten Trend: Legt vor der Zeremonie auf jeden Stuhl eine Serviette, die die Gäste bei eurem Auszug schwenken.
  9. Kurze Pause: Beim Auszug wartet der Trauredner oder die Traurednerin hinter der letzten Reihe, nimmt euch zur Seite, damit ihr die Trauung in Ruhe für euch Revue passieren lassen könnt und geleitet dann die Gäste zum Sektempfang. Nach ein paar Minuten holt der oder die TraurednerIn euch dazu, so könnt ihr von der Hochzeitsgesellschaft gebührend in Empfang genommen werden.

Fotos: Maria Kopp, @merrygraphie