Perfektionismus bei der Hochzeitsplanung – Traurednerin Magdalena Langeder im Interview 
- Was steckt hinter dem Brauch des Ringeversteckens?
- Welche Überraschungsmomente kannst du für eine freie Trauung?
- Deine persönlichen Tipps zum Thema Eheversprechen?
- Wie kann man sich am besten auf Eheversprechen vorbereiten?
- Wie sorgst du dafür, dass beim Jawort keine störenden Handys zum Einsatz kommen?
- Was erlebst du bei deinen Vorbereitungsgesprächen?
- Du hältst nichts von Perfektionismus. Gibt es nicht auf jeder Hochzeit etwas Unvorhergesehenes?
- Kann man sich an die holprigen Momente am Ende nicht am meisten erinnern?
Was steckt hinter dem Brauch des Ringeversteckens?
„Ein Brauch im herkömmlichen Sinne ist das gar nicht. Aber definitiv eine originelle Möglichkeit, um der freien Trauung nochmal ein bisschen mehr Individualität zu verpassen. Wie läuft das Ringeverstecken also ab? Vorab bespricht sich die/der TraurednerIn mit dem Hochzeitspaar und klärt, ob die Eheringe unter einem bestimmten oder einem zufällig ausgewählten Stuhl befestigt werden sollen. Wenn es dann während der Zeremonie zum Ringtausch kommt, wird das kurz anmoderiert. Und dann startet auch schon die Sucherei – die ganz viel Lockerheit und auch Wertschätzung in die Zeremonie bringt. Lockerheit, weil das ja auch für die Gäste etwas völlig Neues ist. Und Wertschätzung deshalb, weil man hier jemanden zur Ringträgerin/zum Ringträger machen kann, die oder der vielleicht einen ganz besonderen Platz im Herzen des Paares hat. Bei der Freien Trauung gibt es so unglaublich viel Spielraum!”
Welche Überraschungsmomente kannst du für eine freie Trauung?
„Ganz toll find ich eine persönliche Sprachnotiz unmittelbar vor dem Einzug. Ein paar persönliche, überraschende und manchmal auch emotionale Worte, die an euren Schatz gerichtet sind, bevor ihr gleich aufeinandertrefft. Auch richtig cool: Die Gäste dürfen sich kurz vor Beginn der Trauung küssen – sofern sie das wollen, versteht sich. Was ich in letzter Zeit auch öfter auf Instagram gesehen habe, ist, dass das Paar und die Gäste während der Zeremonie ein gemeinsames Lied singen. Musik macht ja generell was mit uns. Und dann noch in so einer emotionalen Situation – das verbindet!”
Deine persönlichen Tipps zum Thema Eheversprechen?
„Ich würde jedem Paar dazu raten, das mit dem Eheversprechen oder einer Danksagung an die Gäste trotz Nervosität zu probieren. Das ist so ein ,Once in a Lifetime’-Moment, der wirklich überhaupt nicht perfekt sein muss. Im Gegenteil! Gerade in den kleinen Versprechern, der zittrigen Stimme, einem kurzen ,Jetzt hab’ ich den Faden verloren’ steckt das größte Potenzial, um echte, nahbare, persönliche Momente zu schaffen. Und eigentlich gibt’s doch nichts Schöneres, als wenn einem vor lauter Liebe mal kurz die Worte fehlen, oder? Freie Trauungen sollten vor allem eines sein: echt!”
Wie kann man sich am besten auf Eheversprechen vorbereiten?
„Man sollte zuhause ein paar Mal üben. Das Eheversprechen muss aber definitiv nicht auswendig aufgesagt werden. Ich verwende fürs Schreiben meiner Reden folgenden Trick: Ich schreib mir den Inhalt nur in Stichworten auf. Damit bringt man das, was man sagen möchte, viel freier rüber als wenn man’s ab- oder runterliest.”
Wie sorgst du dafür, dass beim Jawort keine störenden Handys zum Einsatz kommen?
„Ich bin kein Fan davon, jemandem etwas zu verbieten oder wegzunehmen. Meistens genügt es, wenn ich vor der Trauung darum bitte, die Handys in den Flugmodus zu stellen und den Gästen mitteile, dass ein Profi vor Ort ist, die oder der die Trauung und den gesamten Tag professionell fotografisch festhält. Man kann aber auch die Gäste kurz vor Beginn der Trauung auffordern, noch schnell ein letztes Selfie mit der Person neben sich zu knipsen und dieses Bild dann im Anschluss an die Braut oder den Bräutigam zu schicken. So bekommt man die fröhlichsten und authentischsten Bilder direkt vor dem Einzug und für die Gäste ist das Verstauen ihres Alltagsbegleiters gar nicht mehr sooo schlimm.”
Was erlebst du bei deinen Vorbereitungsgesprächen?
„Viele haben Angst, dass irgendwas schiefgeht. Nachdem ich aber aus Erfahrung weiß, dass tatsächlich bei jeder Hochzeit und jeder Trauung das eine oder andere Hoppala passiert – ich hatte schon mal zwei Ringbuben, die während der Trauung mit den Eheringen auf der Toilette verschwunden sind und sich dort eingesperrt haben –, versuche ich immer, ihnen diesen Drang nach Perfektion zu nehmen. Es geht doch in Wahrheit um zwei Dinge, die an diesem großen Tag zählen: Dass das Paar versucht, trotz der vielen Emotionen und Eindrücke bei sich zu bleiben und zum anderen nur die Menschen einzuladen, die einen von ganzem Herzen dafür feiern, wie und wer man ist. So entsteht eine Atmosphäre, die unbezahlbar ist!”
Du hältst nichts von Perfektionismus. Gibt es nicht auf jeder Hochzeit etwas Unvorhergesehenes?
„Ich finde, dass Perfektionismus ganz generell und eben auch am Tag der Hochzeit ein sehr blockierender Begleiter ist. Wenn alles perfekt ist, fehlen die Ecken und Kanten. Aber genau die braucht es, damit Erinnerungen entstehen. Ich habe bisher keine einzige Hochzeit miterlebt, bei der nicht irgendetwas Unvorhergesehenes passiert ist. Ich glaube, dass sich das auch gar nicht vermeiden lässt. Da treffen so viele Menschen in einem emotionalen Ausnahmezustand aufeinander – das kann immer dazu führen, dass Dinge vergessen oder übersehen werden. Darum finde ich es persönlich auch so wichtig, am Tag der Hochzeit vielleicht doch lieber auf das Know-how von DienstleisterInnen zu setzen, statt sich in irgendeiner Never-ending-Dekostory zu verlieren, von der man als Braut und Bräutigam am Ende eh kaum etwas mitkriegt. Das spart Nerven, Stress und vielleicht sogar den einen oder anderen Streit.”
Kann man sich an die holprigen Momente am Ende nicht am meisten erinnern?
„Genau so ist es! Alles, was so ein bisschen aus diesem perfekten Rahmen ausbricht, sorgt dafür, dass es in Erinnerung bleibt. Auch nach Jahren noch. Und das ist auch der Grund, warum ich diesen Beruf für mich gewählt hab: Weil ich möchte, dass in dieser schnelllebigen Zeit, in der wir grad unterwegs sind, noch echte Momente entstehen können, Momente, die es in unser Herz schaffen!”
Unsere Expertin
Magdalena Langeder – Traurednerin
Website: www.magdalena-langeder.com
Insta: @magdalena_langeder